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Hier wohnt der Riese Heim

Hier wohnt der Riese Heim

Mindestens genauso spannend wie die Baugeschichte des Reussensteins ist die Sage vom Riesen Heim. Der hauste nämlich genau gegenüber in einer Höhle des Heimensteins. Er hatte jede Menge Gold und eigentlich keinerlei Sorgen. Nur war er tierisch einsam. Weit und breit kein anderer Riese oder gar eine hübsche Riesin in Sicht. Da fasste er den Plan, sich halt mal soeben ein Schloss zu bauen und zwar genau gegenüber auf dem Reussenstein. Da er selbst ein furchtbar schlechter Handwerker war legte er sich auf den Beurener Fels und schrie ins Tal hinab nach Zimmerleuten, Maurern, Steinmetzte und Schlosser. Man hörte ihn angeblich bis an den Bodensee. Und weil er gut bezahlte kamen auch jede Menge Handwerker und bauten für ihn sein Schloss.

Als der Bau fertig zog der Riese und schaute aus dem höchsten Fenster aufs Tal hinab. Als er sich aber umsah, sah er, dass an dem obersten Fenster, noch ein Nagel fehlte. Er ließ den Schlossermeister kommen und war richtig wütend. Die Schlosser entschuldigten sich und sagten, es habe sich keiner getraut, sich vors Fenster zu setzen und den Nagel einzuschlagen. Der Riese aber wollte nichts davon hören und den Lohn nicht eher auszahlen, als bis der Nagel eingeschlagen sei. Da zogen sie alle wieder in die Burg. Die wildesten Burschen wollten den Nagel einzuschlagen. Wenn sie aber an das oberste Fenster kamen und hinausschauten und hinab ins Tal, das so tief unter ihnen lag, und ringsum nichts als Felsen, da bekamen sie es mit der Angst zu tun und zogen beschämt ab. Da boten die Meister zehnfachen Lohn dem, der den Nagel einschlage, aber es fand sich lange keiner. Doch ein flinker Schlossergeselle, der hatte die Tochter seines Meisters verkuckt und sie ihn auch, doch der Vater wollte davon so rein gar nichts wissen, weil der Geselle arm war. genau der fasste sich ein Herz und dachte, er könne hier seine Braut verdienen oder sterben. Er trat vor den Meister, ihren Vater, und sprach: “Gebt Ihr mir Eure Tochter, wenn ich den Nagel einschlage?” Der dachte, dies sei die perfekte Art den ungeliebten Schwiegersohn loszuwerden, wenn der auf die Felsen hinabstürze und sich den Hals breche, und sagte ja.

Der flinke Schlossergeselle nahm den Nagel und seinen Hammer, sprach ein frommes Gebet und schickte sich an, zum Fenster hinauszusteigen und den Nagel einzuschlagen für sein Mädchen. Da erhob sich ein Freudengeschrei unter den Bauleuten, daß der Riese vom Schlaf erwachte und fragte, was es gebe. Und als er hörte, dass sich einer gefunden habe, der den Nagel einschlagen wolle, kam er, betrachtete den jungen Schlosser lange und sagte: ”Du bist ein braver Kerl und hast mehr Herz als das Lumpengesindel da; komm, ich will dir helfen.” Da nahm er ihn beim Genick, dass es allen durch Mark und Bein ging, hob ihn zum Fenster hinaus in die Luft und sagte: Jetzt hau drauf zu, ich lasse dich nicht fallen. Und der Knecht schlug den Nagel in den Stein, dass er festsaß; der Riese aber küsste und streichelte ihn, dass er beinahe ums Leben kam, führte ihn zum Schlossermeister und sprach: “Diesem gibst du dein Töchterlein.” Dann ging er hinüber in seine Höhle, langte einen Geldsack heraus und zahlte jeden aus bei Heller und Pfennig. Endlich kam er auch an den flinken Schlossergesellen; zu diesem sagte er: “Jetzt geh heim, du herzhafter Bursche, hole deines Meisters Töchterlein und ziehe ein in diese Burg, denn sie ist dein.”

Das war die Geschichte vom Riesen Heim.

Cornelia Frey